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Keiner fällt den Mördern ins Wort FAS 2024

„Du bist“, sagte einmal Günter Grass zu Celan, „das schlechte Gewissen dieser Leute.“ Das klang fein, aber gleich leugnete Grass, dass es sich um „Nazismus“ handelt. Und natürlich zählte er sich nicht zu „diesen Leuten“. Celan war irritiert, er konnte ja nicht wissen, dass Grass mit 17 der Waffen-SS angehört hatte und mit 84 israelfeindliche Lyrik verfassen würde: ‚Was gesagt werden muss‘. Auch ohne Celans psychiatrische Diagnosen würde man mit solchen Unterstützern den Verstand verlieren. weiter...

Als ich Juden nicht riechen konnte NZZ 2023

Über den Antisemitismus von Josef Stalin, Judith Butler, Greta Thunberg und mir. Der Antisemitismus ist wie eine russische Puppe: Innen Mord, aussen Gerücht und darüber noch eine Schale, die Verharmlosung. Die Geschichte meines Wegs zur jüdischen Sorge meines Vaters. weiter...

Liebes Russland FAS 2023

Als Russe wird man mit Gewalt gestopft, überfüttert wie eine französische Gans mit Mais und Schweineschmalz. So entsteht eine Delikatesse, die Foie gras für Russlandliebhaber, die russische Literatur. Wenn ich zurückblicke, sehe ich lauter gebrochene Autorenschicksale. Eine Kugel am Ende des Lebens oder der Strang, Lager, Zwangsernährung oder Hunger oder, wie der Dichter Alexander Blok schrieb: „Mich hat mein verfilztes, stammelndes, geliebtes Mütterchen Russland gefressen wie die Muttersau ihr Ferkel“. weiter...

Fremdsprachenstunde für Friedenstauben NZZ 2023

Ich schaue vom Rand einer Grube auf hineingeworfene Leichen, und ich frage mich, ob der junge Mann, der nur einen Gummistiefel trägt, gegen die russische Armee gekämpft hat und ob die Frau neben ihm wirklich Zivilistin war. Trainingshosen, alte Socken, bunte Kopftücher. Die Grube liegt irgendwo in Grosny, es ist Februar 1995, zwischen halbzerstörten Wohnblocks ist niemand zu sehen, die Russen schiessen auf Passanten. Neben der Grube sehe ich mehr Tote, es stinkt, und heute bin ich angewidert von mir selbst, wie ich da stehe und mich nicht auch mitgestorben, miterschossen fühle. weiter...

Rettet Russland NZZ 2023

Ohne einen Bruch mit sich selbst kann in Russland nur das entstehen, was nach allen historischen Umbrüchen, Revolutionen und Restaurationen immer wieder auferstanden ist: ein mörderisches Wir. weiter...

STOLPERWORTE Literaturlesungen an den Stolpersteinen 2022

Autorinnen und Autoren suchen in ihren Texten, die sie auf den Stolpersteinen vortragen, einen persönlichen Zugang zur NS-Vergangenheit. Wie erscheint diese Erinnerung im Schlaglicht eines Krieges, der schon jetzt in die Vergessenheit abzurutschen droht? weiter...

Meinst du, die Russen wollen Krieg? NZZ 2014, 2023

1974 starb ein Mann, der wohl mehr Menschen in den Tod geschickt hat als jeder andere Russe im Jahrhundert des massenhaften Tötens. Er wird heute als Retter des Vaterlands und genialer Heerführer verehrt – der Eroberer Berlins und Marschall der Sowjetunion, Georgi Schukow. mehr...

Die russische Schuld FAS 2022

Bevor Russland die Ukraine überfiel, schrieb ich ein Buch über Paul Celan. Seitdem kann ich nur noch eins: verfolgen, wie sich die Ukrainer wehren, auf dem Schlachtfeld und in den sozialen Netzwerken. Gleich in der ersten Kriegswoche fiel mir etwas auf, was auch schon Celan erlebt hatte. Das werde ich hier aufschreiben. weiter...

Evakuiert Stolperworte 2021

Mein Vater, der nicht mein Vater ist, er ist erst vier, steht an der Reling eines Passagierschiffes und weint. Ein Windstoß hat ihm gerade die Mütze vom Kopf gerissen und über Bord geworfen. Es ist ein Schiffchen, grün und mit roter Quaste, das auf Russisch Pilotka heißt und nichts mit diesem kleinen Binnenschiff zu tun hat, das gestern den Moskauer Flussbahnhof verließ und immer weiter nach Südosten fährt, auf der Moskwa und Oka und Wolga und Kama in den Ural oder in die Evakuazija, wie man in diesem Juli 1941 sagt, um nicht zu sagen, in die Flucht. weiter...

STOLPERWORTE Literaturlesungen an den Stolpersteinen 2021

Autorinnen und Autoren suchen in ihren Texten, die sie auf den Stolpersteinen vortragen, einen persönlichen Zugang zur NS-Vergangenheit. Ist die Geschichte für sie noch gegenwärtig? Aus welcher Richtung nähern sie sich ihr in ihren Texten? Wie können sie, wie können wir heute in unserem Alltag, in unserer Sprache eine Brücke zu dieser Zeit und ihren Opfern schlagen?  weiter...

Der Mut der Verzweiflung Deutschlandfunk Kultur  2018

Unsere Wohnung wurde nie von Behörden durchsucht, obwohl meine Eltern das nicht ohne Grund befürchtet hatten. Der Einzige, der dort Hausdurchsuchungen vornahm, war ich selbst. Ich kam nach der Schule allein nach Hause und statt meine Hausaufgaben zu machen, durchstöberte ich aus Langeweile und Neugier die Sachen meiner Eltern. Einmal fand ich in Vaters Bücherschrank Patronen für ein Kalaschnikow-Maschinengewehr.  weiter...

Boris' Traum Deutschlandfunk Kultur  2017

Damals hatte Boris Schumatsky bereits geahnt, dass er selbst bald verschwinden würde. Er bat seine Tochter, ihren neugeborenen Sohn nach ihm zu nennen, damit zumindest sein Name weiter lebt. Das war mein Vater, der auch mich Boris Schumatsky nannte. Ich glaube, ich bin der letzte Boris Schumatsky in dieser Geschichte, und es ist nun an mir, einen Punkt zu setzen.  weiter...

Mein Feind, die Revolution ZEIT 2015

Es gibt viele Gründe, eine Revolution abzulehnen. Man kann zu konservativ, zu bodenständig oder einfach zu alt dafür sein. Was ich mir aber bisher nicht vorstellen konnte, ist, dass man zu links für eine Revolution sein kann. Vor einem Jahr hing ich tagaus, tagein vorm Bildschirm, auf dem in Echtzeit Videos aus Kiew liefen. Als es dort immer kälter wurde, gingen jeden Tag weniger Menschen auf die Straße, und irgendwann protestierte nur ein Häufchen frierender Studenten gegen das Regime, das ihre Mündigkeit geraubt hatte. Dann schlug die Polizei zu. weiter...

Published on  February 1st, 2024

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